Gottesdienst im Grünen mit Friedensgruß
Nach dem Gottesdienst, da gibt es keinen Kirchkaffee, sondern da lagern sich alle zur Brotzeit auf der Wiese – fast wie bei der Bergpredigt.
Am Sonntagmorgen machten sich viele auf den Weg zu dem Gottesdienst, der auf der Gardenacia-Alm im Naturpark Puez-Geisler in Südtirol stattfand. Viele Familien waren mit uns unterwegs, die älteren Kinder stiegen schon alleine empor, die Jüngeren wurden an die Hand genommen und die Kleinen saßen meist auf dem Rücken der Väter. Und dann ging es hinauf, von Stern/La Villa 500 Meter hinauf, knapp zwei Stunden dauerte es, bis man endlich den Aufstieg bewältigt hatte. Dann erst mal durchatmen und verschnaufen, etwas ausruhen und umsehen.
Gegen 11 Uhr dann lagerten sich alle in der Nähe der Hirtenhütte auf der Weide rund um den aufgestellten Altartisch. Der Gottesdienst wurde in italienischer Sprache gefeiert, viel verstanden wir da nicht, einige Worte aber schon, denn Jesus, Kyrie, Halleluja und Amen sind ja international bekannt. Der Ablauf des Gottesdienstes war vertraut, der große Bogen vom Psalmgebet am Anfang bis zum Segen am Schluss, so wird er ja nicht nur in Europa, sondern rund um die Erde in vielen Sprachen Sonntag für Sonntag gefeiert.
Beeindruckt hat mich besonders der Friedensgruß bei der Abendmahlsfeier, da wurden alle Anwesenden mit einbezogen, unabhängig vom Lebensalter, ob jung oder alt, ob klein oder groß und unabhängig von der Muttersprache, ob ladinisch, italienisch oder deutsch, der Friedensgruß wurde allen zugesprochen und jede Person empfing ihn und gab ihn weiter. Da leuchtete plötzlich in den Gesichtern etwas auf, sie erhellten sich, Gemeinschaft wurde greifbar, hörbar und spürbar, für einen Moment ein unteilbares Glück und für alle dasselbe: „Friede sei mit dir“. Niemand bekam weniger, keiner bekam mehr, alle bekamen ihn zugesprochen, für alle nur dieser eine Wunsch: Friede.
Auch wenn der Sonntag nun schon länger zurückliegt, der kleine Gruß auf der Gardenacia-Alm im Gebiet Hochabtei/Alta Badia bleibt doch erhalten und ist nicht nur eine Erinnerung an vergangene Urlaubstage. Frieden empfangen und weitergeben, diese Aufgabe ist nach dem Urlaub nicht zu Ende, sie geht ja auch im normalen Alltag weiter und beginnt an jeden Tag wieder neu.
Wolfram Giedinghagen, Bad Oeynhausen
(Kloster Segenstal Vlotho)