Pfingsten 2025

Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, schrieb Bertold Brecht. Warum auch Geschenke zu Pfingsten?

Es gilt schließlich nicht, die Geburt oder Auferstehung des Herrn zu feiern. Jesus ist fort. Am Himmelfahrtstag haben wir seines Abschieds aus unserer Welt gedacht. Und nun? Nun feiern wir Pfingsten, sogar mit einem zusätzlichen Feiertag, wie Ostern und Weihnachten. Aber was hebt das Pfingstfest im Kreis der Feiertage besonders hervor?

Wir denken an den heiligen Geist, den Tröster, den Beistand, von dem Johannes schreibt, er sei uns in Jesu Namen von Gott, dem Vater, gesandt und werde uns alles lehren und an alles erinnern, was Jesus Christus uns gesagt hat. Und der Apostel Paulus erläutert der Gemeinde in Korinth, wie dieser Geist unter ihnen wirkt, je nach ihren Gaben in verschiedener Weise und zum Wohle aller. Wahrhaft ein ganz besonderer Grund, ihn zu feiern.

Weihnachten und Ostern sind Feste des Erinnerns. Jesus kam in die Welt, wirkte, starb, wurde begraben, ist auferstanden und aufgefahren in den Himmel. Alles Vergangenheit. Der heilige Geist aber ist höchst gegenwärtig. Pfingsten ist ein Fest des Lebens. Denn der heilige Geist ist unter uns. In ihm lebt fort, was Jesus in die Welt gebracht hat. Er ist an unserer Seite, immer wieder wendet er unsere Zweifel und Angst in Zuversicht. Er begeistert uns stets aufs Neue. Diese Begeisterung steckt an. Begeisterte werden zu Begeisternden, die wiederum andere begeistern. Das ändert die Welt. Kraft dieses Geistes nehmen wir wahr, kein Spielball zufälliger Kausalitäten zu sein, dass Gott einen Plan mit uns hat. Wir können die Begeisterung Gottes für jede und jeden einzelnen von uns spüren und erfahren, seine geliebten Kinder zu sein, geborgen in seiner Hand.

Tief beeindruckt erzählt die Apostelgeschichte mit starken Bildern, wie die Gemeinde vom Geist befeuert wurde. Der Geist überkam alle derart, dass sie wie berauscht von ihm waren. Und die unmittelbare Wirkung war ein tiefes Verständnis der Versammlung. Menschen verschiedener Herkunft, die einander fremd waren, verstanden sich und wurden zu einer Gemeinschaft. Das Pfingstwunder, ein Werk des heiligen Geistes, eine Kraft, deren Begeisterung die Realität ändern kann.

Es war ein Brausen vom Himmel, wie von einem gewaltigen Sturm. Doch der Geist erfasst Menschen nicht nur im Sturm. Er kommt auch sacht und leise und verrät nicht, woher er kommt und wohin er weht. Wer achtsam ist, kann ihn spüren, kann sich begeistern lassen und, von ihm beflügelt, seine Welt in einen besseren Ort verwandeln.

Ja, Pfingsten wird nicht mit Geschenken gefeiert. Die braucht es auch nicht. Denn der heilige Geist selbst ist ein fortwährendes Geschenk.

Wir glauben Gott, den heilgen Geist, den Tröster, der uns unterweist, der fährt, wohin er will uns mag, und stark macht, was daniederlag. Amen.

Rudolf Alexander Schröder
EG 184,2

Prädikant Wolfgang Godglück
Familiare Amelungsbornensis

Foto: Martin Heider