Gold, Weiber und Möhren

Oft standen sie schon am Neujahrsmorgen vor der Tür. Bunt verkleidet mit goldenen Kronen auf dem Kopf. Manchmal war ich dann noch ein bisschen zerrupft von Silvester und hatte nicht so früh mit ihnen gerechnet. Die Sternsingerinnen und Sternsinger wünschten ein gutes Neues Jahr und schrieben einen Segensspruch an die Tür des Pfarrhauses: C+M+B – Christus Mansionem Benedicat = Christus segne dieses Haus. Oder : Caspar, Melchior und Balthasar wünschen euch ein gutes Jahr. – Weihnachten ist längst vorbei – könnte man meinen. Aber so ist es nicht. Die Weihnachtszeit dauert noch vier weitere Wochen und es gibt noch einen weiteren Festtag. Am 6. Januar ist der Dreikönigstag oder, liturgisch gesprochen, das Epiphanias- Erscheinungsfest. Nicht, weil da die Heiligen Drei Könige in Bethlehem erschienen sind, sondern weil es um die Erscheinung Christi, des Retters geht. In der frühen Kirche hat man da »Weihnachten« gefeiert, bevor dann die Feier der Geburt Christi einen eigenen Tag bekam. Die orthodoxe Kirche feiert ihr Weihnachtsfest immer um den 6.Januar herum. Die Weihnachtszeit geht weiter in der Epiphaniaszeit, die bis zum Beginn der Passionszeit reicht.

Vom Kind in der Krippe, von Maria, Josef, von Hirten und Engeln haben wir viel gehört. Aber da sind ja auch noch die Weisen aus dem Morgenland. Die unbestimmte Anzahl an „Weisen aus dem Morgenland“ setzte die Kirche schnell mit drei Königen gleich, denn die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe sind wertvoll: Kostbare Geschenke – na klar, die machen Könige; drei Geschenke – na klar, die kommen von drei Gönnern. Und schon hatte man drei Könige und da sie Christus huldigen, sind sie heilig. Die Könige standen stellvertretend für die verschiedenen Teile unserer Welt, deshalb ist einer der Könige schwarz. Sie werden auch unterschiedlich alt dargestellt: als Jüngling, als Mann mittleren Alters und als alter Mann. – Natürlich müsste es eigentlich noch eine Heilige Königin geben, aber das ist eine andere Geschichte. Auch die drei Geschenke haben eine besondere Bedeutung.

Unvergesslich eine Episode aus meiner Düsseldorfer Gemeinde, als ein kleines Mädchen die Geschenke so aufzählte: Gold, Weiber und Möhren. – Natürlich sind es Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das Gold steht für den materiellen Wohlstand. Die Grundlage jeden Lebens, auch des geistlichen Lebens, ist eine ordentliche materielle Basis. Jeder Mensch hat Anspruch auf Arbeit, gerechten Lohn und würdige Lebensumstände. Wo Christus in unser Leben tritt, ertönt auch der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit. Die zweite Gabe der Weihrauch: Er steht für das spirituelle Leben. So heißt es schon in der Bibel: „wie Weihrauch steige mein Gebet auf zu Dir mein Gott.“ Das Gebet darf jedoch nicht als Verhandeln von himmlischen Gunsterweisen missverstanden werden. Wie es Teresa von Avila ausdrückt: Beten heißt, sich in der Gegenwart eines Freundes zu befinden, einfach so – ohne Zweck. Das Gold steht also für Irdisches und der Weihrauch für Himmlisches. Die Myrrhe ist ein altes Heilmittel. Mit dieser Gabe wendet sich der Mensch sich selbst zu: Du sollst den Herren, deinen Gott lieben, den/die Nächste/n, Fremde und Feindinnen und dich selbst!

Nun ist einer der Vororte Altenbergs bekanntlich Köln. Im Jahr 1164 hat der Erzbischof Rainald von Dassel in Mailand einige Gebeine „mitgehen lassen“. Nachdem die Reliquien in Köln angekommen waren, wurden sie flugs als Gebeine der Heiligen Drei Könige verehrt. Heute werden die Überreste im Dreikönigsschrein im Ostchor aufbewahrt, dem größten und prächtigsten heute noch erhaltenen mittelalterlichen Reliquiar aus dem frühen 13. Jahrhundert.(Wikipedia) Schnell wurde im Mittelalter klar, dass der alte, kleine Dom nicht ausreichte und auch nicht prächtig genug war. Über ein halbes Jahrtausend, von 1248 bis 1883, wurde der Kölner Dom nach den Plänen des Baumeisters Gerhard von Rile gebaut. Der Dom ist also das Gehäuse für den Dreikönigsschrein. Und Köln hat viele Jahrhunderte lang prächtig an den Königen verdient. Zuletzt stand der Weltjugendtag 2005 unter dem Motto: Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen um ihn anzubeten.

Nur in der Weihnachtsgeschichte des Matthäus, die wohl in Syrien aufgeschrieben wurde, wird von den Weisen erzählt. Aber was gehen uns die drei Weisen oder Könige eigentlich an? Ich glaube, sie stehen für alle, die Gott suchen. Menschen, die sich ihre Neugier auf Gottes Wirklichkeit und ihre Sehnsucht danach nicht durch Alltag und Zeitgeist ersticken lassen. Menschen, die den Schein seines Lichtes immer wieder aufblitzen sehen. Menschen, die in der Christusnachfolge helfen, dieser Welt ein menschliches und friedvolles Antlitz zu geben. Dazu helfe uns allen Gott in diesem neuen Jahr 2024.

Beste Grüße; wir erwarten Sie zur Jahrestagung in Altenberg!
Ihre/Eure Claudia Posche
von der Evangelischen Domgemeinde Altenberg

Foto: Katholische Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen, Lengerich

30. JAHRESTREFFEN
DER GEMEINSCHAFT
EVANGELISCHER
ZISTERZIENSER-ERBEN
IN ALTENBERG
21.-24. April AD 2024