„Wie Gott mir, so ich dir“

Regionalbischof Klahr predigt bei der Ökumenische Neujahrsvesper zur Jahreslosung

Bischof Bode begrüßte Regionalbischof Klahr aus Emden zur 20. Ökumenischen Neujahrsvesper im Dom zu Osnabrück als langjährigen ökumenischen Freund im Bistum, dem Ökumene ein Herzensanliegen sei. Der Präsenzgottesdienst sei auch ein Zeichen der ökumenischen Präsenz in der Stadt, so Bischof Bode. Er zeige, dass das Miteinander der Konfessionen eine Selbstverständlichkeit in Stadt und Region sind. Bode erinnerte in dem Zusammenhang an die gemeinsamen Vorbereitungen der Kirchen zum 375-jährigen Jubiläum des Westfälischen Friedens im Jahr 2023. 



„Ja, es tut einfach gut, wenn wir das neue Jahr miteinander als Christinnen und Christen beginnen und es tut gut, es in diesem schönen Dom zu tun, den wir alle durch die ‚Pforte der Barmherzigkeit‘ betreten haben“, wandte sich Regionalbischof Dr. Klahr an die versammelte Gemeinde. Auch, wenn das Wort „Barmherzigkeit“ in der Alltagssprache selten vorkomme, sei die Sehnsucht danach groß. Der leitende Geistliche rief die biblischen Geschichten „vom verlorenen Sohn“ – die eigentlich „Geschichte vom barmherzigen Vater“ heißen müsste – und die Geschichte vom „barmherzigen Samariter“ in Erinnerung. Mit diesen Geschichten wolle uns Jesus sensibel machen für unseren Umgang mit dem Nächsten. Statt „wie du, mir so ich dir“ solle man sich bewusst machen: „Wie Gott mir, so ich dir“. „Es hilft, sich zu erinnern, wo und wodurch uns in unserem Leben Barmherzigkeit zuteil wurde, sei es durch Gott oder durch unseren Nächsten“, sagte der Regionalbischof und schilderte in zwei kurzen persönlichen Geschichten, wie er Barmherzigkeit in seinem Leben erfahren habe. Weil wir Barmherzigkeit empfangen haben, können wir sie in vielfältiger Weise an andere weitergeben. „Gottes Barmherzigkeit kennt keinen Egoismus und keinen Nationalismus. Gottes Barmherzigkeit trägt einen Namen: Jesus Christus. Und nach diesem Namen sind wir benannt“, betonte der Regionalbischof. Ein Vorsatz für dieses neue Jahr könne doch sein, sich an die Barmherzigkeit Gottes zu erinnern. „Wir gehen ja auch wieder aus der ‚Pforte der Barmherzigkeit“ hinaus in die Welt. Tragt die erfahrene Barmherzigkeit in diese Welt – von Mensch zu Mensch“, appellierte Regionalbischof Klahr, der zur Zeit die Vertretung im Sprengel Osnabrück wahrnimmt, an die Gemeinde und beendete seine Predigt mit der Bitte: „Gott leite uns barmherzig durch dieses Jahr. Wir alle können es gebrauchen.“ 



In seiner Eröffnung hatte Bischof Bode betont, die Jahreslosung „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ sei geradezu geschaffen für dieses neue Jahr. Der Bischof erinnerte an die tausendfach geschehene Barmherzigkeit im vergangenen Jahr. „Dafür sind wir dankbar als Christen, als Menschen, als Zeitgenossen“. Diese Solidarität sei zugleich zerbrechlich, von Egoismus, Narzissmus, Eigeninteresse und Sehnsucht nach einer Rückkehr in die Normalität bedroht. Im Umgang der Menschen miteinander fehle es oft an Barmherzigkeit – sie sei gerade in diesem Jahr besonders nötig, sagte der Bischof.

Die ökumenische Neujahrs-Vesper wird seit 20 Jahren abwechselnd in St. Marien und im Dom gefeiert. Die Predigten halten abwechselnd der Bischof und der oder die evangelische Regionalbischöfin. Am Gottesdienst beteiligt ist ebenfalls die Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen Osnabrück. Die ökumenische Neujahrs-Vesper steht auf dem Youtube-Kanal des Bistums Osnabrück zur Verfügung.

Brigitte Neuhaus, Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück