Epiphanias – Fest der Erscheinung – 6. Januar 2022

Foto: Kometen 67P (Tschurjumow-Gerassimenko); © Klostersternwarte Münsterschwarzach

 

Dunkle Wintermonate, lange Nächte, kurze Tage, unwirtliches Wetter. Manchen graut vor der kalten Jahreszeit. Verständlich, aber es gibt auch das Leuchten der Kerzen in den Advents- und Weihnachtstagen. Doch nun sind die Christfesttage vorüber. Auf den Feldern von Bethlehem ist es wieder still geworden. Die Hirten standen staunend im Stall, sie konnten sich nicht satt sehen am Kind in der Krippe. Mit erfüllten Herzen sind sie nach Hause zurückgekehrt. Der Jubel der Engel ist verklungen. Fast scheint es, als ob der Himmel verschlossen wäre und alles beim Alten geblieben wäre.

Doch da sind Momente, in denen das Firmament wunderbare Schauspiele freigibt. Moderne Teleskope – wie in der Klostersternwarte – eröffnen großartige Blicke ins Weltall. In klaren Nächten entdeckt man sogar mit bloßem Auge hell leuchtende Sterne. So wie einst im fernen Morgenland. Die Bibel erzählt im Matthäusevangelium (2,1-12) von Magiern, von Sterndeutern, die Ausschau halten nach dem, was der Himmel erzählt. Und sie entdecken den »Stern über Bethlehem. Dieser Stern berührt ihre Herzen. Sie brechen auf, mit einem Lied auf den Lippen machen sie sich auf den Weg (EGWü 540):

„Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg,
führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht,
leuchte du uns voran, bis wir dort sind,
Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind!“

Wie einst das Volk Israel der Feuer- und der Wolkensäule gefolgt ist, so vertrauen die Sterndeuter dem Himmelsschauspiel. Sie sind gespannt darauf, was kommen wird:

„Stern über Bethlehem, nun bleibst du stehn
und lässt uns alle das Wunder hier sehn,
das da geschehen, was niemand gedacht,
Stern über Bethlehem, in dieser Nacht.“

Wunder lassen sich nicht bis ins Letzte ergründen. Sie entziehen sich einer rationalen Erklärung. Es braucht das Vertrauen, das aufbricht, ohne zu wissen, wohin es geht. Und was einen erwartet:

„Stern über Bethlehem, wir sind am Ziel,
denn dieser arme Stall birgt doch so viel.
Du hast uns hergeführt, wir danken dir,
Stern über Bethlehem, wir bleiben hier!“

Die Wissenschaftler sind überwältigt, sie beten das Kind in der Krippe an. Im armen Stall teilen sie ihre Schätze aus und kehren froh zurück in ihre Heimat, wenn auch auf Umwegen. Das muss manchmal sein.

„Stern über Bethlehem, kehrn wir zurück,
steht noch dein heller Schein in unserm Blick,
und was uns froh gemacht, teilen wir aus,
Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus!“

Am Erscheinungsfest strahlt Gottes Licht in den letzten Winkel der Welt. „Wenn es nur so wäre“, wünschen wir uns. Halten wir doch – wie einst die Sterndeuter – Ausschau nach den kleinen Lichtzeichen. Wenn etwa die Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, um für die Kinder in der Welt zu sammeln. Ich habe in einem ökumenischen Gottesdienst das Strahlen der Kinder gesehen, mit dem sie begeistert und engagiert ihre Gaben zusammengetragen haben. Und so wird es auch dieses Jahr wieder sein, damit die Ärmsten der Armen »gesund werden, gesund bleiben«.

Foto: Nyokabi Kahura / fairpicture für Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Der diakonisch-caritative Auftrag wird uns auf der diesjährigen Jahrestagung in Lichtenstern (24.-27.4.2022) beschäftigen. Sie steht unter dem Motto: „Wo die Liebe wohnt, da ist unser Gott“. Das Motto erinnert an die Carta Caritatis, die »Urkunde der Liebe«, das Verfassungsdokument des Zisterzienserordens. Wo wir von der Liebe Gottes austeilen, scheint sein Licht bis in die entlegensten Winkel der Welt.

Prälat i.R. Dr. Christian Rose