Foto: Detlef Klahr
Der 31. Oktober 1517 und die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers zu Ablass und Buße gelten zu Recht als Beginn der Reformation. Sie waren der Beginn für eine neue Sicht von Kirche und Glauben, die dann auch eine umfassende Veränderung der kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse bewirkte, deren Auswirkungen kaum überschätzt werden können. Die Bibel als Gottes Wort, der Glaube an Christus, und die Überzeugung, dass im Glauben alle auf Gottes Gnade angewiesen sind, haben Luthers Denken bei seinen Reformen grundlegend bestimmt.
Für mich gehört es seit meiner Jugend wie selbstverständlich dazu, am Reformationstag einen Gottesdienst zu besuchen, in dem auch an Martin Luther und viel mehr noch an seinen Glauben und seine Theologie erinnert wird. Selbstverständlich wurde dabei auch das Reformationslied „Ein feste Burg ist unser Gott“ (EG 362) gesungen. Dieses Lied entstand, als Luther wegen seiner Predigten und Schriften bereits erheblichen Ärger mit Papst und Kaiser erlebt hatte. Die Verurteilung seiner Lehre, Reichsacht und Exkommunikation hatten sein Leben in große Gewissens- und Leibesnöten gebracht. Das Lied bringt dagegen zum Ausdruck, wie sehr Luther sich in allen Angelegenheiten seines bedrohten Lebens auf Gott verlassen wollte.
Dabei liegt den Strophen dieses Liedes der 46. Psalm zu Grunde, der davon spricht, dass Gott unsere Zuversicht und Stärke auch in großen Nöten ist. Auch dieses Lied Luthers ist Resultat seiner Bibellektüre.
Luthers Lied wurde im Laufe der Geschichte oft als Protest- und Kampflied gesungen, so dass Heinrich Heine es sogar als „Marseiller Hymne der Reformation“ bezeichnen konnte.
Ich singe dieses Lied mit Dankbarkeit dafür, dass Martin Luther seinen Glauben auch in Form von Liedern zum Ausdruck gebracht hat. Über Jahrhunderte hinweg können so Text und Melodie immer wieder eine Ermutigung für den eigenen Glauben an Gott werden.
Ein feste Burg ist kein Trutzlied zum Einigeln, sondern ein Trostlied für den angefochtenen Glauben. Wer es singt, bezeugt in dieser Welt, wem er im Glauben vertraut.
Dr. Detlef Klahr
Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems