Das war das Motto des Kirchentages in Frankfurt 1975 und doch passt es genau in unsere eigenartige Advents- und Weihnachtszeit 2020. Ja, wir haben allen Grund, uns zu ängstigen und doch leben wir! Es ist die Gnade Gottes, dass wir leben und selbst wenn wir krank werden oder sterben, sind wir in Gottes Hand!

Der Bibelabschnitt, dem dieses Motto zu Grunde liegt, beginnt mit diesem Vers: 2.Korinther 6,2 Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!

Ja, jetzt ist die willkommene Zeit, der Tag des Heils, wenn wir an die Geburt Christi denken. Er ist in diese Zeit geboren, wo es Ängste, Lug und Betrug, ja Krieg gibt und gerade so hat er Heil gebracht. Daran hat sich bis heute nichts geändert,

Das erinnert mich an die Geburtsdarstellung auf dem romanischen Taufstein (um 1150) in der Stiftskirche Gernrode. Wir besuchen diese eindrucksvolle Kirche bei unseren Pilgertouren auf dem Harzer Klosterwanderweg immer gern: Oben liegt das Wickelkind, bewacht von Ochs und Esel, unten liegt am Ende ihrer Kraft von den Anstrengungen der Geburt auf einem Bett seine Mutter Maria, friedlich schlafend. Das ist eine ungewöhnliche Darstellung von Maria. Aber sie spricht mich gerade jetzt besonders an. Hier ist der Tag des Heils, das in die Welt gekommen ist, auch wenn es in der Welt noch so ganz anders aussieht, auch wenn Maria erschöpft ist. Viele von uns sind auch erschöpft, müde vom Masken Tragen, müde von den immer wieder wechselnden Corona Regeln, müde von den vielen besonderen Herausforderungen in Beruf, Familie und Gesellschaft. Und siehe, wir leben!

Es ist eine besondere Zeit, in der viele besonders achtsam mit einander umgehen, in der viele sich besinnen, auf das, was wirklich zählt im Leben. Viele genießen die Entschleunigung, andere haben Existenzängste oder Depressionen. Aber wir leben, wir vegetieren nicht so von einem Tag zum anderen, wir leben! Allerdings, mit großen Herausforderungen.

Dennoch heißt es nicht nur für Maria, auch für uns: Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Gott begegnet uns gerade jetzt in dieser Advents- und Weihnachtszeit und kommt zu uns als verletzlicher Säugling, als Angehöriger der Risikogruppen.

Für mich hat das Mittagslied (EG 457)
von Jochen Klepper 1938 neu Bedeutung bekommen:

7. Er segnet, wenn du kommst und gehst; er segnet, was du planst. Er weiß auch, dass du’s nicht verstehst und oft nicht einmal ahnst.

11. Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht er stark zur Tat. Und was der Beter Hände tun, geschieht nach seinem Rat.

Darum: In Ängsten und siehe, wir leben!

Claudia und Axel Lundbeck