Altenberg

Altenberg

Engagiert in der Gegenwart, der Tradition verpflichtet, der Zukunft zugewandt 
Die Katholische Pfarrgemeinde Altenberg

Als Altenberg am 1. April 1915 zu einer selbständigen katholischen Pfarrei erklärt wurde, war dies nicht nur ein Neuanfang, sondern zugleich der Abschluss einer viele Jahrhunderte dauernden Entwicklung, die mit der mittelalterlichen Gründung der Zisterzienserabtei Altenberg begonnen hatte. Im Jahr 1133 waren Mönche aus Morimond dem Ruf Graf Adolfs II. von Berg gefolgt und begannen unweit von Odenthal mit der Errichtung einer Klosteranlage. Zunächst wurde neben der Klausur eine romanische, später eine größere, gotische Kirche erbaut, der heutige Altenberger Dom, der gegen Ende des 14. Jahrhunderts vollendet werden konnte. Hinzu kamen Wirtschaftsgebäude und landwirtschaftliche Nutzflächen, da die Zisterzienser sich weitgehend selbst versorgten. Die wechselvolle Geschichte der Abtei reichte bis zu ihrer Aufhebung 1803 durch die Säkularisation. Schon zur Klosterzeit kamen zu den hl. Messen in Altenberg nicht nur die Pächter der Zisterze, sondern auch Odenthaler Pfarrkinder, um ihren oft stundenlangen Kirchweg zu verkürzen. An besonderen Festtagen war Altenberg Ziel regionaler Wallfahrten. Um 1800 scheinen dann etwa tausend Gläubige regelmäßig an den Gottesdiensten in der Klosterkirche teilgenommen zu haben. Mönche übernahmen die seelsorgerlichen Funktionen eines Gemeindepfarrers, allein Taufen und Eheschließungen behielt sich der Pfarrer von Odenthal vor.
Selbst nach Aufhebung des Klosters wurde der Pfarrdienst in Altenberg aufrechterhalten, denn das katholische Gotteshaus sollte bestehen bleiben, obwohl die Klausur und alle Nebengebäude verkauft und einer profanen Nutzung zugeführt wurden. Dort brach jedoch 1815 ein verheerender Brand aus, der auch starke Schäden am Kirchenbau anrichtete, die mangels gründlicher Reparaturen bald noch größere Zerstörungen zur Folge hatten wie den Einsturz von Gewölbeteilen und Säulen. So waren über viele Jahre keine Gottesdienste in der alten Klosterkirche mehr möglich, bis die Bergischen Bürger, die sich für ihren Erhalt einsetzten, endlich Unterstützung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. erfuhren. Das Gotteshaus selbst wurde an Preußen übertragen (heute gehört es dem Land NRW). Die finanzielle Hilfe des Königs war an zwei Auflagen geknüpft, nämlich dass in Altenberg keine neue Pfarrei errichtet würde und dass in der Kirche auch evangelische Gottesdienste stattfinden dürften. Nach jahrelangem Streit wurde eine zeitliche Regelung abgemacht, welche bis heute gilt: Morgens von 8 bis 10 Uhr und nachmittags von 13:30 bis 15:30 Uhr kann die evangelische, zu allen anderen Stunden die katholische Kirchengemeinde das Gotteshaus nutzen.
Damit konnte 1857 im Altenberger Dom, der aber immer noch als Annexkirche der Pfarrei Odenthal galt, endlich wieder ein feierliches Hochamt begangen werden. Man beschaffte eigene liturgische Geräte und Paramente, denn aus der Klosterzeit war vor Ort nichts erhalten geblieben, und versuchte weiterhin, mehr Selbständigkeit zu erlangen. Im Jahr 1897 wurde das Nutzungsrecht für die romanische Markuskapelle am Küchenhof gesichert (heute im Besitz des Erzbistums Köln), die renoviert werden konnte und seither uneingeschränkt dem katholischen Gottesdienst zur Verfügung steht. Um 1900 war der Altenberger Seelsorgebereich dann derart gewachsen, dass nun doch die Gründung einer eigenen Pfarrei geboten schien. Zuerst musste allerdings der Widerstand der Odenthaler Pfarrei überwunden werden, die um ihre kirchensteuerlichen Einkünfte fürchtete, aber im Jahr 1915 war es soweit.
Während anfangs die Pfarrer schnell wechselten, blieb Josef Mäurer ab 1929 für zehn Jahre vor Ort, bis er sich wegen der 1922 gegründeten Jugendbildungsstätte Haus Altenberg mit den Nazis anlegte und zur eigenen Sicherheit versetzt wurde. Ihm folgte Reiner Hütten, der 35 Jahre lang in Altenberg wirkte, ein engagierter, väterlicher Seelsorger. Sein Nachfolger wurde 1975 Hans Hausdörfer, der sich weniger als Vater denn als Partner und Impulsgeber der Gemeinde verstand. Ab 1995 amtierte Johannes Börsch, dem es wichtig war, Altenberg zu einem geistlichen Zentrum der Region auszubauen, auch in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde, den Kirchenmusikern und hiesigen Kulturschaffenden. Am 1. März 2020 wurde Thomas Taxacher als neuer Pfarrer in sein Amt ein­geführt.
Die Kirchenmusik wird großgeschrieben in Altenberg, wobei der Dom zuallererst Gotteshaus sein soll und nicht Konzerthalle. Der katholische Kantor und sein evangelischer Kollege haben ein gehobenes musikalisches Programm mit überregionaler Ausstrahlung etabliert, z.B. auch die Internationale Orgelakademie. Auf katholischer Seite sind neben dem Kirchenchor die Capella Nova, der Kammerchor der katholischen Pfarrgemeinde, zu nennen, während die Schola Cantorum in Altenberg für die Pflege des gregorianischen Chorals Sorge trägt. Das Miteinander beider Konfessionen schlägt sich genauso im gottesdienstlichen und im karitativen Bereich nieder und eröffnet immer wieder neue Möglichkeiten gelebter Ökumene.
Die Strahlkraft des Ortes gründet aber nicht nur in den kirchlichen Angeboten einschl. der Jugendarbeit von Haus Altenberg, sondern auch in der Geschichte als Zisterzienserabtei, deren Gotteshaus, der Altenberger Dom, ein herausragendes Denkmal gotischer Architektur darstellt, das noch die mittelalterliche Spiritualität des Ordens erahnen lässt. So bleibt die Rückbesinnung auf das zisterziensische Erbe ein wichtiger Baustein heutiger Verkündigung, welche sich auch in qualitätvollen Domführungen niederschlägt und zu intensiven Kontakten mit anderen ehemaligen oder aktiven Zisterzen motiviert. Für die Katholische Kirchengemeinde gilt es, neben dem seelsorgerlichen Bedarf der eigenen Pfarrei auch das spirituelle Interesse der Menschen in den Blick zu nehmen, die Altenberg als Ausflugsziel ansteuern – eine besondere Chance, welche die ehemalige Abtei bietet.
Fasst man abschließend den gesamten Zeitraum des kirchlichen Geschehens in Altenberg von 1915 bis heute – neben dem pfarrlichen Leben – noch einmal zusammen, lässt sich dieser in mehrere Abschnitte aufteilen:
1. Die Phase der Gewinnung und des Ausbaus von „Haus Altenberg“ zur Bildungsstätte der katholischen Jugend, die bald in eine harte
    Auseinandersetzung mit den kirchenfeindlichen Machthabern des Dritten Reichs kam.
2. Die Phase nach Kriegsende mit Neubegründung der katholischen Jugendgemeinschaften für ganz Deutschland.
3. Die Phase der „Entdeckung“ des Altenberger Domes als Kirche für Hochzeiten, Jubiläen, aber auch für Konzerte und kulturelle
    Angebote – eine Herausforderung auch für die Ortsgemeinde.
4. Die Besinnung auf das zisterziensische Erbe Altenbergs, die wesentlich geweckt wurde durch eine Vielzahl von Jubiläen in den letzten
    Jahrzehnten. Unterstützt wird dies zudem durch die Mitgliedschaft der Kirchengemeinde bei den „Freunden der Abtei Morimond“, in
    der „Europäische Charta der Zisterzienserabteien und -stätten“, der Teilnahme der katholischen Kirchengemeinde an den Treffen der
    „Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland“ und in der Zusammenarbeit mit dem „Altenberger Dom-Verein“.
    Durch vielfältige Vortragsveranstaltungen, Veröffentlichungen und Ausstellungen wurde diese Tradition zudem neu in die Erinnerung
    der Gemeinde gebracht.
5. Das schwesterliche Miteinander der beiden Kirchengemeinden am Altenberger Dom und die darin liegenden Chancen eines
    ökumenischen Dialogs, der einen wichtigen Höhepunkt im Sommer 1994 mit dem ersten ökumenischen Kirchentag auf Kreisebene in
    Altenberg fand und aus Altenberger Initiativen erwachsen war. Der vom preußischen König 1857 verfügte simultane Gebrauch des
    Altenberger Domes durch evangelische und katholische Christen hatte viele Jahrzehnte hindurch zu Spannungen zwischen den
    beiden Konfessionen geführt. Doch hat man heute erkannt, dass das gemeinsame Gotteshaus auch starke Impulse für die
    ökumenische Zusammenarbeit gibt. Diese ist in den letzten Jahren geradezu zu einem freundschaftlichen Miteinander der beiden
    Gemeinden am Altenberger Dom geworden: ökumenische Gottesdienste, Gespräche und caritatives Handeln, ja sogar die Beteiligung
    der Evangelischen Gemeinde an der Fronleichnamsprozession durch Altenberg sind inzwischen selbstverständliche
    Gemeinsamkeiten. Beispielhaft für dieses Miteinander war in dieser Hinsicht das gemeinsame Auftreten der beiden Altenberger
    Kirchengemeinden auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin im Jahr 2003.

Text: Dr. Norbert Orthen, Dr. Petra Janke  /  Fotos: Katholische Pfaffgemeinde Altenberg